Die Schutzklassen, IP-Schutzarten, Schutzbereiche bei der Elektroinstallation
Die Begriffe werden oft verwechselt oder missverstanden. Gerade die IP-Schutzarten werden oft mit Schutzklassen verwechselt. Hier lesen Sie die genaue Bedeutung der Begriffe.
Schutzklassen:
Um das Risiko vor einem elektrischen Schlag, der im Extremfall tödlich enden kann, zu minimieren oder zu verhindern, gibt es bei der Elektroinstallation sogenannte Schutzklassen. Alle elektrischen Betriebsmittel sind dazu eingeteilt in drei Schutzklassen: Schutzklasse I, Schutzklasse II und Schutzklasse III. Sie dienen unter anderem dazu, um elektrische Geräte, die sie zum Beispiel in Deutschland kaufen können, zu kennzeichnen und in Schutzbereiche einzuteilen.
Schutzklasse I | Schutzerdung – Betriebsmittel dieser Klasse sind mit einer einfachen Isolierung und Schutzleiteranschluss (Schutzerdung) | |
Schutzklasse II | Schutzisolierung – Betriebsmittel dieser Schutzklasse haben eine verstärkte oder doppelte Isolierung (Schutzisolierung) Sie brauchen keinen Schutzleiteranschluss | |
Schutzklasse III | Schutzkleinspannung – Betriebsmittel mit dieser Schutzklasse werden mit Kleinspannung betrieben |
Schutzklasse 0 gibt es eigentlich auch noch, diese ist jedoch in Deutschland nicht zugelassen. Darum gehen wir gar nicht darauf ein.
Warum gibt es diese Einteilung in Schutzklassen?
Ohne diese Einteilung würde das Risiko eines elektrischen Schlags erhöht sein. Ein fehlerhaftes Gerät zum Beispiel, bei dem ein Leiter abbricht und mit einem metallischen Bauteil in Verbindung tritt, ist in erster Linie durch die Schutzklassen und im zweiten Schritt durch die Schutzmaßnahmen der elektrischen Anlage geschützt. Sollten diese Maßnahmen aus irgendeinem Grund versagen, könnte etwa ein stromführender Außenleiter auf ein metallischer Gegenstand treffen und dieser bei einer Berührung zu einem elektrischen Schlag führen.
Schutzklasse I:
Hier wird ein umfangreicher Schutz ausgeführt. Ein allgemeiner Schutz durch Isolierung an den elektrisch leitfähigen Teilen und ein weiterer zusätzlicher Schutz durch Erdung. Hier werden alle leitfähigen Teile an dem Schutzleiter angeschlossen. Bei fest angeschlossen Geräten erfolgt dies über die fest installierte Anschlussleitung. Bei Geräten mit Stecker erfolgt dies über den Schutzkontakt der Steckdose mit dem Schutzkontakt des Steckers des jeweiligen Gerätes. Alle Geräte dieser Schutzklasse sind mit diesem Zeichen gekennzeichnet: siehe Symbol Schutzklasse I.
Beispiel für Geräte dieser Schutzklasse I:
- Wasserkocher
- Bügeleisen
- Toaster
- Waschmaschine
- Elektroherd
Schutzklasse II:
Eine verstärkte Isolierung sorgt für Schutz. Der Berührungsschutz wird durch Schutzisolierung erreicht. Alle spannungsführenden Teile haben neben der normalen Isolierung noch eine weitere Isolation. Diese doppelte Isolation verhindert, dass man nicht in Berührung zu den leitfähigen Teile des Betriebsmittel kommt. Meist sind die Geräte dieses Schutzklasse II äußerlich komplett aus Kunststoff und der Gerätestecker hat auch oft keinen Schutzleiterkontakt. Alle Geräte dieser Schutzklasse sind mit diesem Zeichen gekennzeichnet: siehe Symbol Schutzklasse II.
Beispiel für Geräte dieser Schutzklasse II:
- Fernseher
- Ladegeräte für Handy
- Radiowecker
- Stableuchte aus Kunststoff
Schutzklasse III:
Geräte dieser Schutzklasse haben eine ungefährliche Betriebsspannung. Die sogenannte Schutzkleinspannung. Sie beträgt maximal 50 Volt Wechselspannung und 120 Volt Gleichspannung. Bei einem fehlerhaften Gerät besteht für den Mensch oder Tier keine Gefahr, da selbst bei einer direkten Berührung die Spannung ungefährlich ist. Alle Geräte dieser Schutzklasse sind mit diesem Zeichen gekennzeichnet: siehe Symbol Schutzklasse III.
Beispiel für Geräte dieser Schutzklasse III:
- Spielzeug
- medizinische Geräte
IP-Schutzarten
Der Schutz von elektrischen Betriebsmitteln (z.B. Lampen, Schalter, Elektrogeräte) gegen verschiedene Umgebungsbedingungen wird in entsprechende Schutzarten eingeteilt. Die Eignung der Betriebsmittel mit verschiedenen Umgebungsbedingungen wird eingeteilt, mit den sogenannten IP-Codes (IP-Schutzarten) versehen.
Die elektrischen Geräte müssen oft über Jahrzehnte einem sicheren Schutz gegen die Umweltbedingungen standhalten. Hinzu kommen oft noch extreme Bedingungen wie Hitze, Wasser, Öle usw., die ziemlich belastend auf die elektrischen Geräte auswirken.
Zudem muss noch das Eindringen von Staub und mechanische Beanspruchung wie Stöße und Erschütterungen verhindert werden. Dies alles sollte dem elektrischen Gerät nichts ausmachen. Der Schutz des Menschen bei der Benutzung des elektrischen Gerätes steht im Vordergrund. Deshalb sind diese IP-Schutzarten auch so wichtig.
Die Eignung der elektrischen Betriebsmittel gegen die verschiedenen Bedingungen und Umgebungseinflüsse wird in verschiedene IP-Schutzarten eingeteilt. Diese Schutzarten haben die Bezeichnung „IP“ und stehen für „International Protection“ (Schutz gegen Eindringen).
Wichtig: Die IP-Schutzarten sind von den elektrischen Schutzklassen zu unterscheiden.
- IP-Schutzarten: Der Schutz des Gehäuses gegen Berührung, Fremdkörper und Wasser
- Elektrische Schutzklassen (siehe oben): Sie bestimmen Maßnahmen gegen berührungsgefährliche Spannungen an Betriebsmäßig nicht unter Spannung stehenden Teilen von Betriebsmitteln
Der Schutzart „IP“ werden zwei Kennziffern angehängt, zum Beispiel: IP 54. Hier bestimmt die erste Ziffer, welchen Schutzumfang ein Gehäuse gegen Berührung bzw. Fremdkörper bietet. Die zweite Ziffer bestimmt den Schutz gegen Feuchtigkeit.
Die Schutzart ist in der Regel auf dem Gehäuse des elektrischen Betriebsmittels vermerkt bzw. eingepresst. Wenn eine der Ziffern nicht angegeben ist, wird diese durch X ersetzt und entspricht keinem Schutz.
Erste Kennziffer des IP-Codes (IP-Schutzarten):
1. Kennziffer | Bedeutung: | ||
---|---|---|---|
DIN 40 050 Teil 9 | DIN EN 60529 | Schutz gegen Fremdkörper | Schutz gegen Berührung |
0 | 0 | kein Schutz | kein Schutz |
1 | 1 | Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 50 mm | Geschützt gegen den Zugang mit dem Handrücken |
2 | 2 | Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 12,5 mm | Geschützt gegen den Zugang mit einem Finger |
3 | 3 | Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 2,5 mm | Geschützt gegen den Zugang mit einem Werkzeug |
4 | 4 | Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 1,0 mm | Geschützt gegen den Zugang mit einem Werkzeug und einem Draht > 1,0 mm |
5K | 5 | Geschützt gegen Staub in schädigender Menge | vollständiger Schutz gegen Berührung |
6K | 6 | Staubdicht | vollständiger Schutz gegen Berührung |
Genauere Erläuterungen finden sich in den jeweiligen Normen.
Hinweis: Während DIN EN 60529 IP5X und IP6X definiert, heißen diese beiden Schutzklassen in DIN 40 050 Teil 9 IP5KX und IP6KX.
Zweite Kennziffer des IP-Codes (IP-Schutzarten):
2. Kennziffer | Bedeutung: Schutz gegen Wasser | ||
---|---|---|---|
DIN 40 050 Teil 9 | DIN EN 60529 | ||
0 | 0 | kein Schutz | |
1 | 1 | Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser | |
2 | 2 | Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist | |
3 | 3 | Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte | |
4 | 4 | Schutz gegen allseitiges Spritzwasser | |
4K | Schutz gegen allseitiges Spritzwasser mit erhöhtem Druck | ||
5 | 5 | Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel | |
6 | 6 | Schutz gegen starkes Strahlwasser | |
6K | Schutz gegen starkes Strahlwasser unter erhöhtem Druck, spezifisch für Straßenfahrzeuge | ||
7 | 7 | Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen | |
8 | 8 | Schutz gegen dauerndes Untertauchen | |
9K | Schutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung, spezifisch für Straßenfahrzeuge |
Genauere Erläuterungen finden sich in den jeweiligen Normen.
Hinweis: DIN EN 60529 definiert weder IPX9 noch IPX9K. DIN 40 050 Teil 9 definiert ebenfalls kein IPX9, sondern nur IPX9K.
Bis zum Schutzgrad IPX6 (bei DIN EN 60529) bzw. IPX6K (bei DIN 40 050 Teil 9) sind die darunter liegenden Schutzgrade eingeschlossen. Bei den höheren Schutzklassen gilt dies für die Wasserschutzgrade 7, 8 und 9K nicht automatisch. Falls ein Einschluss einer niedrigeren Schutzart gefordert wird, ist dies durch eine Doppelbezeichnung angegeben, beispielsweise IPX6K/IPX9K. (Quelle Wikipedia)
Beispiele von IP-Schutzarten:
Was bedeutet IP 54
Beispiel für die Angabe einer Schutzart: z.B. IP 54 zum Beispiel bei einer Lampe:
Erste Kennziffer = 5:
vollständiger Berührungsschutz. Die Lampe ist gegen Staub kann in geringer Menge geschützt.
Zweite Kennziffer = 4:
Gegen allseitiges Spritzwasser geschützt.
Was bedeutet IP 44
Beispiel für die Angabe einer Schutzart: z.B. IP 44 zum Beispiel bei einer Lampe:
Erste Kennziffer = 4:
vollständiger Berührungsschutz. Die Lampe ist gegen Werkzeug und Staub mit einer Größe von > 1,0 mm geschützt.
Zweite Kennziffer = 4:
Die Lampe ist gegen allseitiges Spritzwasser geschützt.
Was bedeutet IP 66
Beispiel für die Angabe einer Schutzart: z.B. IP 66 zum Beispiel bei einer Lampe:
Erste Kennziffer = 6:
vollständiger Berührungsschutz. Die Lampe ist absolut staubdicht.
Zweite Kennziffer = 6:
Die Lampe ist auch gegen starkes Strahlwasser geschützt.
Schutzbereiche im Bad
Im Bad gelten spezielle elektrische Schutzbereiche nach VDE 0100.
Bildquelle: Wikipedia
Die Schutzbereiche:
- Bereich 0: Umfasst den Innenraum der Bade- oder Duschwanne. Hier dürfen zum Beispiel nur Leuchten bis 12 V Schutzkleinspannung eingesetzt werden. Außerdem muss auf diesen Leuchten dieser Einsatzort (im inneren Wannenbereich einsetzbar) vermerkt sein. Die Schutzart der Leuchten muss mindestens IP X7 (geschützt gegen die Folgen von Eintauchen) entsprechen.
- Bereich 1: Umfasst die Fläche in der senkrechten über den Bereich der Wanne oder Dusche. Wenn keine Dusche vorhanden ist, gilt ein Radius von 120 cm rund um den Brausekopf (Halterung) der Dusche. Der Bereich gilt bis zu einer Höhe von 2,25 Meter vom Fußboden gemessen. Leuchten dürfen in diesem Bereich nicht installiert werden, mit Ausnahme von Leuchten mit 12 V Schutzkleinspannung. Die Schutzart dieser Leuchten muss mindestens IP X5 (geschützt gegen Strahlwasser) entsprechen. Leuchten, die über 2,25 Meter oberhalb von Duschwanne oder Badewanne angebracht werden, müssen ebenfalls über IP X5-Schutz verfügen. Elektrische Zuleitungen müssen in diesem Bereich 6 cm tief liegen und dürfen nur senkrecht verlaufen.
- Bereich 2: Umfasst den kompletten um den Bereich 1 mit einem Maß von 60 cm. Also alles um den Bereich 1 um 60 cm erweitert. Hier dürfen Leuchten mit einer Schutzklasse IP X4 (geschützt gegen Spritzwasser) installiert werden.
- Bereich 3: Der Schutzbereich 3 beinhaltet Flächen mit einer Tiefe von 240 cm vor Schutzbereich 2, an den Wandseiten bis zu einer Höhe von 2,25 Meter ab Fußbodenoberkante. Steckdosen und Schalter sind hier erlaubt, jedoch müssen sie mit einem F1-Schutzschalter geschützt sein und einzeln von Trenntransformatoren oder mit Schutzkleinspannung < 12 Volt gespeist werden. Verbindungsdosen sind im Bereich 3 erlaubt.
Im Schutzbereich 0/ 1/ 2 dürfen keine Schalter und Steckdose montiert werden. Ausnahme sind Leuchten mit integrierten Schalter, die entsprechende Schutzart nachweisen.
Generell sollten Leuchten, die im Schutzbereich zulässig sind (Badleuchten spritzwassergeschützt), unbedingt die spezifische Anforderung erfüllen. Dies ist in der Regel auf den Leuchten vermerkt.