„Erden und Kurzschließen“ bei der Elektroinstallation
„Erden und Kurzschließen“ ist ein sicherheitstechnisches Verfahren in der Elektroinstallation, das speziell bei Arbeiten an elektrischen Anlagen angewendet wird. Dieses Verfahren dient dazu, die Sicherheit von Personen zu gewährleisten, indem es gefährliche Spannungen eliminiert und damit das Risiko von Stromschlägen oder Lichtbögen minimiert.
Definition und Zweck
- Erden: Das Herstellen einer leitenden Verbindung zwischen einem elektrischen System oder einer elektrischen Anlage und der Erde. Dies stellt sicher, dass im Fehlerfall eine sichere Ableitung von elektrischen Strömen zur Erde erfolgt.
- Kurzschließen: Das Verbinden der stromführenden Leiter (Phasenleiter) untereinander und mit der Erde. Dies stellt sicher, dass keine gefährlichen Spannungen auftreten können, da jede Berührung sofort einen Kurzschluss und damit eine ungefährliche Spannungsfreiheit erzeugt.
Warum ist Erden und Kurzschließen wichtig?
- Personenschutz: Schutz vor elektrischen Schlägen durch das Verhindern von gefährlichen Spannungen an freigeschalteten Anlagenteilen.
- Brandschutz: Verhinderung von Lichtbögen und damit verbundenen Bränden durch das Absichern der Anlage.
- Systemschutz: Schutz der Anlage und der Geräte vor Beschädigung durch unerwartete Spannungswiederkehr.
Anwendungsbereiche
- Arbeiten an Hochspannungsanlagen: Bei Wartung, Inspektion oder Reparatur von Hochspannungsanlagen.
- Niederspannungsanlagen: Bei Arbeiten an freigeschalteten Niederspannungsanlagen, z.B. in Industrieanlagen oder auf Baustellen.
- Elektrische Freileitungen: Sicherstellung der Spannungsfreiheit und Schutz vor Rückeinspeisung.
Vorgehensweise beim Erden und Kurzschließen
- Freischalten: Die elektrische Anlage muss spannungsfrei gemacht werden, indem sie vom Netz getrennt wird.
- Sicherstellen der Spannungsfreiheit: Mit geeigneten Messgeräten wird überprüft, ob tatsächlich keine Spannung mehr anliegt.
- Erden und Kurzschließen: Mithilfe von speziellen Erdungs- und Kurzschlussvorrichtungen werden die Leitungen geerdet und kurzgeschlossen. Dies geschieht in der Regel in folgender Reihenfolge:
- Erdungsanschluss: Zuerst wird die Erdungsverbindung hergestellt.
- Kurzschlussverbindung: Anschließend werden die Leiter untereinander und mit der Erde verbunden.
- Abschrankung: Die Arbeitsstelle wird abgesperrt und gekennzeichnet, um zu verhindern, dass Dritte die Anlage irrtümlich wieder einschalten.
Erdungs- und Kurzschließvorrichtungen
- Erdungsstangen: Verbindungsstangen, die fest in die Erde gerammt werden, um eine stabile Erdung zu gewährleisten.
- Kurzschließbrücken: Flexible Leitungen oder massive Metallbrücken, die die Phasenleiter miteinander und mit der Erde verbinden.
- Isolierte Werkzeuge: Werkzeuge mit isolierenden Griffen und Schutzvorrichtungen, um einen sicheren Anschluss zu ermöglichen.
Sicherheitsvorschriften und Normen
Die Durchführung von Erdungs- und Kurzschlussmaßnahmen unterliegt strengen Sicherheitsvorschriften und Normen, um eine maximale Sicherheit zu gewährleisten:
- DIN VDE 0105-100: Betrieb von elektrischen Anlagen.
- DIN EN 50110-1: Betrieb von elektrischen Anlagen – Allgemeine Anforderungen.
- Arbeitsschutzvorschriften: Gesetzliche Regelungen zum Schutz von Arbeitnehmern bei Arbeiten an elektrischen Anlagen.
Fazit
Das Verfahren des Erdens und Kurzschließens ist ein unverzichtbares Sicherheitskonzept bei Arbeiten an elektrischen Anlagen. Durch das Herstellen von Erdungsverbindungen und das Kurzschließen der stromführenden Leiter wird sichergestellt, dass keine gefährlichen Spannungen auftreten können. Dies schützt nicht nur die arbeitenden Personen vor elektrischen Schlägen und Lichtbögen, sondern auch die Anlagen vor Beschädigungen und Bränden. Die Einhaltung entsprechender Normen und Vorschriften ist dabei unerlässlich, um die Sicherheit und Effektivität des Verfahrens zu gewährleisten.