Kabel und Drähte in ein Leerrohr einziehen
(Artikelupdate am 1.12.22)
Bei der Elektroinstallation werden vielfach Leerrohre verwendet. Sie sind praktisch im Rohbau. Man kann dadurch auch noch nach dem Verputzen Kabel und Drähte einziehen. Auch Nachrüstungen sind dadurch möglich. Daher sollte bei einer Elektro-Neuinstallation möglichst viele Leerrohre verwendet werden. Auch wenn man bestimmte Anschlüsse aktuell bisher nicht infrage kommen. Eine durchdachte Elektroinstallation sieht immer auch genügend Leerrohre für Nachrüstungen vor.
Nicht nur bei Massivbauten in Betondecken, auch bei der Trockenbauweise, Leerrohre sind bei der Elektroinstallation immer zu verwenden.
Leerrohre gibt es in verschiedenen Ausführungen, je nach Gegebenheiten bei der Installation sollte auch das entsprechende Leerrohr verwendet werden. Trotzdem kommt es nicht selten vor, dass nach der Leerrohrinstallation der Elektriker große Probleme beim Einziehen von Leitungen in das Leerrohr hat.
Eines der größten Elektriker-Probleme
Jeder Elektriker kennt das Problem. Leerrohre, in die sich nur schwierig Leitungen einziehen lassen. Sei es, weil die Rohre im Rohbau beschädigt wurden oder weil bei der Verlegung zu scharfe Kurven verlegt wurden. Auch Dreck im Rohr könnte daran schuld sein oder die Wegstrecke des Leerrohrs ist einfach zu lang. Es bedarf auch eine wenig Erfahrung, wie das Problem gelöst wird. Jeder Elektriker verwendet daher Hilfsmittel, die einem das Einziehen von Leitungen und Kabel in Leerrohren erleichtern.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen die Vorgehensweise erläutern.
Werkzeug zum Einziehen der Drähte bzw. Kabel
- Zugspirale
- Eventuell „Kati-Blitz“ oder ähnliches (für schwierige Fälle)
- Schmierseife (oder Schmiermittel, Silikonspray)
- Isolierband
- Scharfes Messer
- Abisolierzange*
- Seitenschneider*
- Spitzzange
- Handschuhe
- Wasserfester Filzstift
Voraussetzung für das Einziehen der Kabel sind mindestens zwei Personen.
Werkzeug für die Elektroinstallation auch für Hobbyhandwerker.
Kabel und Drähte einziehen
Vorgehensweise beim Kabel in Leerrohre einziehen:
Bevor die Zugspirale eingeschoben wird, einfach kräftig ins Rohr blasen. Somit weiß man schon vorher, wo es endet und kann eventuelle Beschädigungen feststellen. Die Zugspirale hat einerseits eine Öse und andererseits eine abgerundete, flexible Spitze. Diese wird nun in das Rohr geschoben. Bei längeren Strecken kann hier schon auf den Kopf der Spirale ein wenig Schmierfett angebracht werden.
Mit kurzen, kräftigen Schüben wird die Spirale eingeschoben. Die zweite Person informiert, wenn die Spirale Ihr Ziel erreicht hat.
Nun wird das Kabel angehängt (in unserem Beispiel ein Installationskabel NYM-J 5×1,5 qm²). Dazu muss dieses erst mal ca. 20 cm abgemantelt werden. Die Drähte werden zusätzlich ca. 10 cm abisoliert und ungefähr 5 cm in die Öse eingefädelt, umgeknickt und mit der Spitzzange nachgedrückt, damit diese eng anliegend sind. Jetzt noch ein wenig mit Isolierband umwickeln. Bei längeren Strecken zusätzlich noch Schmierfett auftragen.
Nun wird gleichmäßig an der einen Seite geschoben und an der anderen Seite gezogen. Wichtig ist, der schiebt, gibt das Kommando. Das Kabel wird nicht gezogen, ohne dass jemand nachgibt. So wird Stück für Stück, Schub gleich Zug eingezogen. Niemals ohne Schub ziehen.
Sobald das Kabel eingezogen ist, gleich in die richtige Länge bringen und eventuell nach- oder zurückziehen. Den Mantel dabei gleich mit abisolieren und in die richtige Position bringen (max. 1 cm in die Unterputzdose). Wichtig: Unbedingt sofort nach dem Einziehen, die Kabel mittels Isolierband und wasserfesten Filzstift beschriften (Beispiel: Zuleitung, Lampe, Steckdose, Wechselschalter).
Bei anderen Kabeln und Leitungen vor allem Kommunikationskabel wie: Koaxkabel, Netzwerkkabel, Telefonkabel ist entsprechend vorsichtiger zu Werke zu gehen, da diese feindrähtig sind und daher leichter abbrechen. Hier immer den Mantel vorsichtig abisolieren und die feinen Adern durch die Öse schieben und umbiegen. Gut mit Isolierband fixieren.
Kabel einziehen mit Schnur und Staubsauger oder Kompressor
Kabel einziehen mit Staubsauger: Falls man mit dem Einziehband kein Erfolg hat, mochte ich Ihnen noch eine weitere sehe effektive Methode vorstellen, die in schwierigen Fällen zum Einsatz kommt. Man verwendet am besten eine Maurerschnur. Die Schnur ist flexibler als das Band, daher besser.
Um nun die Schnur als Zugband für das spätere Kabel einziehen, nutzen zu können, muss es irgendwie durch das Rohr gebracht werden. Dafür kann man einen leitungsfähigen Staubsauger verwenden. Die Staubsaugerdüse wird ans Ende des Rohres geklebt. Wichtig ist gut abdichten, falls nötig mit Klebeband. Am anderen Ende des Rohres wird nun die Schnur eingeschoben. Dazu ist es nötig, mehrere Knoten an die Schur anzubringen. Besser ist es, wenn man einen kleinen leichten Gegenstand an die Schur anbindet. Ideal ist zum Beispiel ein Styropor-Teilchen. Somit saugt der Staubsauger die Schnur zügig ins Rohr. Das Teilchen sollte natürlich von der Größe her deutlich kleiner sein als der Rohrdurchmesser, sonst funktioniert es nicht.
Falls man den Staubsauger nicht ansetzen kann, weil sich z.B. eine Unterputzdose am Rohrende befindet, kann auch ein dünneres Leerrohrstückchen als Verlängerung verwenden. Es wird einfach in das Vorhandene gesteckt. Es sollte jedoch möglichst abgedichtet sein, damit keine entwichene Luft die Leistung des Staubsaugers schmälert.
Kabel einziehen mit Kompressor: Wenn das mit dem Staubsauger nicht funktioniert, kann man auch einen Kompressor verwenden. Hier die gleiche Vorgehensweise mit der Maurerschnur. Am besten wieder ein Styropor-Teilchen an der Schnur anbinden und an einem Ende des Leerrohres, wo man gut hinkommt, durchs Rohr durchblasen.
Beide Methoden funktionieren normalerweise gut. Es kann in ungünstigen Fällen jedoch sein, dass das Rohr kaputt oder abgeknickt ist. Dann helfen jedoch beide Methoden nichts mehr.
Im Rohbau schon Kabel einziehen
Da auch manchmal das beste Werkzeug auch nichts hilft, wenn das Rohr dicht ist, sollte, wenn möglich, im Rohbau schon die Kabel eingezogen werden oder wenigstens die Leerrohre auf Gängigkeit getestet werden.
Beim Massivbau werden meistens für die Elektroinstallation schon beim Bau in die Betondecke Leerrohre verlegt. Bei der Unterputz-Elektroinstallation werden diese Rohre in der Regel zu den Unterputzdosen bzw. Abzweigkästen und Verteilern weitergeführt. Schon dabei ist unbedingt zu beachten, diese so zu verlegen (wenig und keine scharfen Kurven) damit später keine Probleme beim Einziehen der Kabel auftreten.
Des Weiteren sollte auch die maximale Länge von 20 – 25 Metern sind nicht überschritten worden. Wenn es nicht anders möglich ist, sollten Zugkästen eingeplant werden.
Es empfiehlt sich, die Leitungen und Kabel schon vor dem Verputzen der Wände einzuziehen. Ganz einfach, weil es immer wieder vorkommt, dass Rohre verstopft sind oder in der Betondecke abgeknickt sind (kann z.B. durch unsachgemäßes Drauftreten beim Betonieren passieren). Somit könnte noch reagiert werden und andere Kabelwege gesucht werden.
Fazit beim Kabel einziehen
Das Wichtigste beim Einziehen der Leitungen ist die Vorarbeit, mit dem Befestigen der Öse an der Zugspirale und eventuell ein wenig Schmierfett darauf schmieren. Es sollten immer zwei Personen die Kabel einziehen, und es sollte auf ein gleichmäßiges Schieben und Ziehen geachtet werden.
Tipp: Bei längeren Rohrstrecken, starken Kurven oder bei Problemfällen durch Verengung, sollten Sie unbedingt mit einem „Kati-Blitz“ als Zugband arbeiten. Ihre Arbeit wird damit sehr erleichtert und das Einziehen wird kinderleicht erledigt. Sie sparen sich zudem enorm an Arbeitszeit und Ärger, dies rechtfertigt den höheren Preis locker. Falls auch das Profiwerkzeug nichts hilft, gibt es noch die Möglichkeit, mit Staubsauger oder Kompressor. Falls das auch nicht zum Erfolg führt, ist das Rohr wahrscheinlich abgeknickt oder kaputt.