Richtige Planung der Elektroinstallation (Teil 1: Wohnzimmer)
Beim Neubau oder einer Sanierung von Wohngebäuden oder Wohnungen sollte der Bauherr sich früh mit der späteren technischen Ausstattung auseinandersetzen. Dazu ist natürlich auch schon bei der Planung wichtig zu wissen, wo später einzelne Möbel und technische Geräte (Computer und Fernseher usw.) benutzt werden.
Auch der Bedarf und Umfang an Anschlüssen, wie Steckdosen und Leuchten, wird oft nicht ausreichend durchdacht. Kommunikationsanschlüsse oder wenigstens Leerrohre für Nachrüstungen werden oft auch vernachlässigt. Nachrüstungen ohne vorgesehene Leerrohre und Anschlussdosen sind oft nur mit hohem und teurem Aufwand korrigierbar. Es sollte auch schon bei der Planung eine spätere Umgestaltung oder Nutzungsänderung berücksichtigt werden.
Setzen Sie sich deshalb schon frühzeitig mit Ihrem Architekten oder Bauträger, beziehungsweise auch Ihrem Elektrobetrieb zusammen und besprechen Ihren Ausstattungsumfang der Elektroinstallation. Es gilt vorab festzulegen:
- ✅Die Anzahl der Steckdosen
- ✅Die Anzahl der Beleuchtungsanschlüsse
- ✅Wie viele Stromkreise erforderlich sind
- ✅Die Anzahl der Anschlüsse für Fernseher und Kommunikationsgeräte (TV, Telefon, Internet, Netzwerk, Hi-Fi)
- ✅Anschlüsse für Sicherheitsfunktionen (Rauchmelder, Videoüberwachung, Einbruchsschutz, Blitz- und Überspannungsschutz)
- ✅Komfortanschlüsse (Gebäudesystemtechnik, Videosprechanlagen, Rolladensteuerung usw.)
Elektroinstallation Wohnzimmer – So planen Sie richtig
Planen Sie die Anschlüsse im Wohnzimmer nach der Architektur und des Grundrisses.
Um eine vernünftige und individuelle Elektroplanung durchführen zu können, müssen vorab die Raumnutzung und die Festlegung der Einrichtung stehen. Die Möblierung ist Grundlage für spätere Anschlüsse und Schalter. Es ist aber auch wichtig, eventuelle spätere Umgestaltungen einzuplanen.
Die Empfehlungen der Ausstattungswerte in diesem Artikel entsprechen einer Standard- bis Komfortausstattung der Elektroinstallation, jedoch keiner Hausautomation (Bustechnik).
Beleuchtung:
Für die Beleuchtung sehen Sie, je nach Raumgröße, mindestens zwei bis drei Gruppen vor, die auch von verschiedenen Stellen im Raum bedienbar und eventuell auch dimmbar sein sollten. Eine Beleuchtungsgruppe sollte über den Couchtisch als Grundbeleuchtung dienen. Diese kann auch mittels Einbauleuchten in der Decke (im Raum aufgeteilt) alternativ oder auch zusätzlich installiert werden. Sie sollte für ausreichende Helligkeit (zum Beispiel bei Gästen) dienen und auch dimmbar sein. Eine zweite Gruppe könnte als indirekte Beleuchtung in Form von dimmbaren Wandleuchten (warmes Licht verwenden), die für Gemütlichkeit sorgen, ihren Zweck erfüllen. Eine dritte empfehlenswerte Beleuchtungsgruppe könnte eine weitere indirekte Beleuchtung, zum Beispiel in Form von:
- ⚡LED-Strips, hinter Leisten (hier finden Sie Projekte, die ich mit LED-Lichtbänder umgesetzt habe)
- ⚡Stromschienen mit Strahlern
- ⚡Schrankbeleuchtungen
- ⚡Spotbeleuchtungen
- ⚡punktuelles Leselicht
- ⚡Schaltbaren Steckdose für Deckenfluter
- ⚡und andere
interessant sein.
Sonstige Elektroanschlüsse:
Planen Sie im Wohnzimmer zwei Antennenanschlüsse für Fernseher und Stereoanlage ein (unabhängig von der Empfangstechnik: SAT, Kabel, DVB-T). Pro Antennensteckdose sollten drei 230V-Steckdosenanschlüsse vorhanden sein. Sehen Sie auch einen Telefonanschluss mit zwei 230V-Steckdosen vor. Zeitgemäß wäre dazu eine LAN-Verkabelung
(Netzwerkverkabelung) im ganzen Haus mit mindestens einem oder mehreren Anschlüssen pro Zimmer.
Um Stolperfallen am Fußboden wegen Lautsprecherkabel zu vermeiden, planen Sie auch mehrere Lautsprecheranschlüsse für ein späteres Klangerlebnis mit ein. Dazu sollten Sie vom Fernsehgerät zur HiFi-Anlage und von der Hi-Fi-Anlage zu den einzelnen Lautsprecheranschlüssen Leerrohre verlegen.
Zu den aufgeführten 230V-Steckdosen sollte im Wohnzimmer grundsätzlich eine zusätzliche Grundversorgung an Steckdosen vorhanden sein. Dazu zählen auch Putzsteckdosen an den Türen und nutzbare Steckdosen bei einer Umgestaltung des Raumes. Häufig wird auch vergessen, im Wohnzimmer einen Schalter für die Terrassen- oder Balkonbeleuchtung einzuplanen. Es sollten auch die Außensteckdosen von Innen schaltbar sein.
Gerade wenn Sie mehrere und große Fenster im Wohnzimmer haben, sollten Sie die dazugehörigen Rollladen oder Jalousien auch elektrisch steuern. Dies könnten Sie zentral über eine Schaltstelle oder auch einzeln lösen. Denken Sie auch an Rauchmelder im Wohnzimmer.
Grundsätzlich sollten zwar hauptsächlich in den Schlafräumen und Fluchtwegen Rauchmelder installiert sein, jedoch gerade in Räumen mit viel Elektronik kann im ungünstigsten Fall auch ein Brand entstehen.
Nicht zu vergessen ist auch die Raumtemperaturregelung (je nach Heizung) für individuelles Heizen an einer zentralen Stelle im Raum.
Elektroinstallation Wohnzimmer – Umsetzung der Planungen:
- Nehmen Sie einen ausreichend großen Grundriss vom Wohnzimmer.
- Zeichnen Sie Ihren Bedarf an Steckdosen, Beleuchtungsanschlüssen und Kommunikationsanschlüssen nach der unten stehenden Tabelle ein und ändern Sie eventuell die Stückzahl nach Ihrem individuellen Bedarf ab.
- Überlegen Sie, welche zusätzlichen Komfort- und Sicherheitsmöglichkeiten Sie zusätzlich wünschen (siehe dazu die Anregungen weiter unten im Text) und zeichnen entsprechende Symbole dafür im Grundriss mit ein.
- Machen Sie sich bei unentschlossenen Ausstattungswerten Notizen für spätere Besprechungen mit Bauträgern, Architekten und Elektrobetrieben.
Wohnzimmer bis 20 m² Ausstattung nach RAL-RG 678 | Mindest Ausstattung | Standard Ausstattung | Komfort Ausstattung |
Anschlüsse für Beleuchtung | 2 | 2 | 3 |
230V Steckdosen allgemein, ohne genaue Zuordnung | 4 | 8 | 10 |
Telefon/ Datenanschluss (IuK) | 1 | 1 | 1 |
230V Steckdosen für Telefon/Daten | 1 | 1 | 2 |
Radio-/ TV-/ Datenanschluss (RuK) | 2 | 2 | 2 |
230V Steckdosen Radio/ TV/ Daten | 6 | 6 | 6 |
Klingel/ Gong/ Türöffner | 1x je Wohnung | 1x je Wohnung | 1x je Wohnung |
Gegensprechanlage | 1x je Wohnung | ||
Gegensprechanlage mit mehreren Sprechstellen in der Wohnung | 1x je Wohnung | ||
Gegensprechanlage mit mehreren Sprechstellen in der Wohnung und Videotürstationen | 1x je Wohnung | ||
Gefahrenmeldeanlage | 1x je Wohnung | ||
Stromkreis für Beleuchtung und Steckdosen | 1 | 1 | 1-2 |
- Unterverteiler in Einraumwohnungen mindestens 3-reihig, in Mehrraumwohnungen mindestens 4-reihig
- Anschlüsse für Rollladenantriebe entsprechend der Anzahl der vorgesehenen Antriebe
- In Räumen mit mehreren Zugängen muss mindestens ein Beleuchtungsanschluss von jedem Zugang aus schaltbar sein
- In Räumen mit Essecke ist die Anzahl der Anschlüsse und Steckdosen um jeweils 1 zu erhöhen
- Die 230V Netzsteckdosen neben Telefon/ Daten- (IuK-) Anschlüsse sind mindestens als Einfach-Steckdosen, die neben Radio/ Daten- (RuK) Anschlüsse mindestens als Dreifach-Steckdosen auszuführen
Elektroinstallation Wohnzimmer – Weitere Überlegungen der Sicherheits- und Komfortausstattungen:
- ✅Steckdosen mit Überspannungsschutz für Hi-Fi, Fernseher, Computer einbauen
- ✅Steckdosen mit USB-Anschluss für Ladefunktionen
- ✅Steckdosen mit Kinderschutz ausstatten
- ✅Mehrere Netzwerkanschlüsse im Wohnzimmer oder wenigstens die Leerrohre dafür vorsehen (Netzwerk aufbauen)
- ✅Wenn aktuell noch keine Gebäudesystemtechnik installiert wird, könnten eventuell die Leerrohre für eine spätere Nachrüstung mit vorgesehen werden
- ✅Einbruchsschutz bei dem Fenster
- ✅Videoüberwachung des Außenbereichs mit Überwachungsbildschirmen im Haus
- ✅Gegensprechanlage mit Videoüberwachung
Sollte das Wohnzimmer über 20 qm² Wohnfläche haben, sind dementsprechend auch die Anzahl an Beleuchtung-, Steckdosen- und Kommunikationsanschlüsse zu erweitern bzw. anzupassen.
Die angegebenen Daten sind nur eine persönliche Empfehlung und sollten als Richtlinie verwendet werden. Je nach individuellem Wohnkomfort sollte jeder für sich entscheiden, welche Ausstattung er braucht.
Bei der Elektroinstallation sollte man sich einige angesprochene Punkte wirklich ausreichend gut überlegen und weitsichtig denken, denn was heute noch als Luxus empfunden wird, könnte in 10 Jahren schon Standard sein. Erfahrungen zeigen, oft wird zum Beispiel bei der Küche und dem Bad richtig viel Geld ausgegeben, was dann eventuell bei der Elektroinstallation fehlt …
Mit Ihren erstellten Planungsunterlagen und Wünschen sind Sie nun gut gerüstet, um Gespräche mit Bauträgern, Architekten und Elektrofirmen zu führen. Wenn Sie die gesamten Bauarbeiten an einen Bauträger vergeben, vergleichen Sie deren Leistungsbeschreibung und lassen Sie sich Ihre Vorstellungen festschreiben.
Wenn Sie genau wissen, was Sie wollen, ist es vorab viel leichter ein entsprechendes, genaues Angebot zu bekommen.
Es lassen sich auch mehrere Angebote besser vergleichen, wenn der Bedarf vorher genau festgelegt ist. Andernfalls sind böse Überraschungen vorprogrammiert.
Passend dazu: Moderne Multimedia Verkabelung
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